Hörbare Abwesenheit

Emilia Terodde

Der Sound als Träger der Erinnerung in THE ZONE OF INTEREST

Wenn jede Form der Repräsentation bereits eine Interpretation ist – wie kann dann Erinnerung so bewahrt werden, dass sie den Betroffenen gerecht wird? Im Fokus der Arbeit steht die Frage, wie Glazers Oscar®-prämierter Film The Zone of Interest (2023) den Ton als Träger historischer Erinnerung einsetzt, um sich zwischen filmästhetischer Repräsentation und ethischer Verantwortung in der Auseinandersetzung mit der Shoah zu bewegen. Der Film nähert sich der Thematik auf ungewöhnliche Weise: Statt die Opfer ins Zentrum zu rücken, fokussiert er sich auf die Täter:innen – wobei der Ton eine entscheidende Rolle spielt.

Analysen, gestützt auf filmtheoretische Konzepte – insbesondere von Michel Chion – sowie Vergleiche mit anderen Filmen zeigen, wie Glazer durch den Einsatz von Klang das Unsichtbare hörbar macht: Während das Bild die vermeintliche Normalität der Täter:innen zeigt, enthüllt der Ton die verdrängte Realität des Grauens. Dadurch wird nicht nur die Ignoranz der Täter:innen offengelegt, sondern die Zuschauer:innen mit einer eindringlichen Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der historischen Schuld konfrontiert.

Download

89 Seiten
PDF
August 2024

0,00